Ein Semester im Reich der Mitte

Hallo aus Shanghai, oder wie man hier sagen würde: Nǐ hǎo!

In Shanghai leben 25 Millionen Menschen und ich durfte während meines Auslandssemesters 3 Monate in dieser Welt leben. Wie mein Alltag in Shanghai ausgesehen hat, was ich erlebt und gesehen habe?  Und ob ich es noch mal machen würde? Das erfahrt ihr jetzt in meinem Blogbeitrag.

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Erstmal möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Vivienne, 24 Jahre alt und duale Studentin bei ZWILLING. Ich befinde mich gerade im 6. Semester meines Studiums und habe im 5. Semester, 3 Monate lang mein Auslandssemester absolviert. Für welches Land ich mich entschieden habe? China! ZWILLING ließ mich im Rahmen dieses Auslandssemester selbst entscheiden, in welchem Land ich gerne studieren möchte und so entschied ich mich vor einem Jahr für „das Reich der Mitte“. Zu diesem Zeitpunkt war mir bewusst, dass es eine weite Reise sein wird und dass China eine exotische Entscheidung ist, aber was mich genau dort erwarten würde, wusste ich nicht. Aus diesem Grund habe ich mich im Vorfeld natürlich informiert. Ich las etliche Blogbeiträge, schaute mir Videos und Dokumentationen im Internet an und fragte ehemalige Studenten aus, die schon einmal in China waren.

Meine ersten gewonnenen Eindrücke über Umwelt und Hygiene in Shanghai waren zunächst etwas schockierend. Unsaubere Luft, schlechte Hygieneverhältnisse und keine hohen Qualitätsstandards in Restaurants. Doch all das hatte mich nicht abgeschreckt! So standen Magentabletten und Atem-Schutzmasken in rosa und pink als Erstes auf meiner Einkaufsliste. Ob ich diese Dinge wirklich gebrauchen würde? Ich hoffte es natürlich nicht, aber ich war perfekt auf den sogenannten „Kulturschock“ vorbereitet.

Das Feedback über die Universität war umso besser! Die Shanghai Universität genießt einen hervorragenden Ruf und auf Grund der diversen Studienfelder, gab es viele interessante Kurse, die mir zur Wahl standen. Chinesische Unternehmensführung, Online-Marketing, Globaler Außenhandel, Internationale Kommunikation. All diese Kurse reizten mich, in einem der mächtigsten Ländern der Welt zu studieren. Auch die chinesische Kultur und Sprache kennenzulernen und die Rolle Chinas in der globalisierten Welt besser zu verstehen, brachten mich dazu, mich endgültig für die Reise nach China zu entscheiden.

Universität in Shanghai

uni

Nachdem ich in den folgenden Monaten all meine Erledigungen getätigt hatte – natürlich war Priorität Nummer Eins meine Reiseapotheke - ging es dann endlich los! Nach einem langen Flug und voller Aufregung im Gepäck, erreichte ich endlich mein Ziel - Shanghai. Nachdem ich gelandet war, wurde mir klar, auf welches Abendteuer ich mich eingelassen hatte. Umzingelt von unzähligen Chinesen wartete die erste große Herausforderung auf mich. Am Flughafen um Mitternacht ein Taxi bekommen. Hört sich eigentlich nicht schwer an oder? Ist es aber! Unwissende Europäer sind am Flughafen von Shanghai ein gefundenes Fressen um hohe Taxifahrt-Beträge abzuziehen. Nach gefühlten 5 Stunden und unzähligen Verhandlungen, hatte ich es endlich geschafft. Ich saß in einem veralteten Taxi. An Bord ein Tee trinkender Chinese, der kein Wort Englisch sprach und ich, die keinen Plan hatte, wohin sie musste. Zum Glück gibt es Smartphones und Apps, die einem helfen! Als ich mich anschnallte, begrüßte mich auf Chinesisch eine Computer-Stimme, die mich an mein früheres Tamagotchi erinnerte. Ich musste leicht schmunzeln und merkte, dass diese Welt hier einfach ganz anders ist.

Nun fuhr ich mitten in der Nacht durch eine blinkende und rauschende Stadt. Die zahlreichen Wolkenkratzer ragten in den Himmel und als ich die Metropole aus dem Taxi bewundern konnte, spürte ich die asiatische Atmosphäre der Stadt. Auch um 2 Uhr nachts schläft diese Stadt einfach nicht. Nach dieser langen Fahrt wurde mir bewusst, dass man hier über eine Stunde durch Shanghai fahren kann, ohne einen Ortsausgang zu erreichen.

ShangHai bei Nacht

stadt bei nacht
night

Angekommen, in meinem kleinen aber feinen 5qm Zimmer, fiel ich nach einem langen Tag in mein 185cm langes Bett. Mein Zimmer war nicht besonders geräumig, aber nach dem ersten Einkauf bei Ikea hatte ich mein Zimmer nach einiger Zeit sehr lieb gewonnen. Ich liebte den Ausblick ins Grüne gemischt mit ein paar Wolkenkratzern.

room

Die ersten Tage waren geprägt durch viele neue und spannende Eindrücke. Von Null auf Hundert erlebte ich den chinesischen Alltag mit allen Facetten, die dazu gehörten. Zum einen die Menschen, die einen ansehen, als wäre man vom anderen Ende der Welt, die jedoch nach anfänglichen Sprachproblemen total offen und freundlich waren. Zum anderen das Essen, welches anders schmeckte, aber sehr lecker und sogar sehr gesund war. Und das Gute daran? Ich habe in dieser Zeit, nicht eine Magen-Tablette nehmen müssen! Wer hätte das gedacht? Alleine das Einkaufen war ein Abenteuer. Im Supermarkt entdeckte ich lebende Krabben, getrockneten Schweineköpfe und stinkende Kotzfrüchte, bevor ich das Regal mit meinem Schoko-Lieblingsmüsli erreichte.

food

Doch in meiner Zeit in China ging es nicht nur darum, das einheimische Leben kennenzulernen. Durch das internationale Universitätsprogramm lernte ich Menschen aus aller Welt kennen. Studenten aus Schweden, Amerika, Italien, Mexiko, Frankreich, Belgien und den Niederlanden trafen aufeinander und wir erlebten alle gemeinsam das Uni-Leben. Wir machten Ausflüge, erkundeten das blinkende Nachtleben und lernten gemeinsam chinesisch. Für mich war es eine wunderbare Erfahrung diese verschiedenen Kulturen kennenzulernen.

shanghai

Shanghai ist riesig und auch nach 3 Monaten kann ich nicht sagen, dass ich Shanghai kenne. Jeden Tag erlebte ich neue Dinge und kam immer wieder mit Einheimischen ins Gespräch. Ich, als Europäerin mit einer Größe von 180cm, falle nun mal in Shanghai auf. Auch wenn hier 25 Millionen Menschen leben, darunter sind nur 300.000 ausländischer Abstammung. Ich lernte viel über das Land, die Menschen und ihre Kultur. Aber auch viele wirtschaftliche Aspekte, lassen mich nun die Rolle Chinas im globalisierten Zusammenhang besser verstehen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich froh bin, damals so mutig gewesen zu sein. Zudem wird mich die Luftqualität niemals davon abbringen, noch einmal nach Shanghai zu reisen und die Stadt hautnah zu erleben. Auf dem Rückweg, war mein Gepäck gefüllt mit aufregenden Erlebnissen, internationalen Freundschaften, unzähligen asiatischen Süßigkeiten und chinesischen Stäbchen - mit denen ich heute noch gerne Nudeln esse. Nicht zu vergessen - meine komplette Reiseapotheke!

geschrieben von Vivienne  (Industriekauffrau / BA)

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